Im steilen Firn und Eis der Ötztaler Alpen

23.06.2025

Basislager war das Taschachhaus (2432 m) im Pitztal, ein viel genutzter Ausbildungsstützpunkt für Gletscher- und Hochtouren. Ziel der dreitägigen Ausbildung und Hochtour war die Begehung steiler Firn- und Eispassagen.

Dazu wurde am ersten Tag am Taschachferner intensiv das Gehen und Steigen mit Steigeisen in anspruchsvollem Gelände trainiert: Vertikal- und Frontalzackentechnik, ein oder auch zwei Pickel oder Eisgeräte, Nachsetzen, Übersetzen. Zudem übten wir den Standplatzbau im Eis, das Setzen von Eisschrauben im steilen Gelände und den Bau von Eissanduhren für den Rückzug. Ein intensiver Tag bei Wolken und teilweise Regen, wir fühlten uns gut vorbereitet für die geplanten Touren.

Der Wetterbericht für die nächste zwei Tage versprach eine stabile Hochdrucklage. Das erste Ziel war die Hochvernagtwand (3400 m). Wir starteten um 7 Uhr Richtung Urkundsattel. Den Steilaufschwung zum Beginn des Gletschers mussten wir spuren, Passagen bis 40 Grad Steilheit forderten uns. Die Route vom Urkundsattel durch die Nordflanke wurde von uns in dieser Sommersaison zum ersten Mal begangen. In der steiler werdenden Flanke lösten wir die Gletscherseilschaft auf und nutzten nun auch das zweite Eisgerät. In direkter Linie ging es in gutem Trittschnee mit einer Steilheit bis 45 Grad Richtung Grat. Das war wirklich steiler Firn und wir hatten richtig Spaß bei dieser „Erstbegehung“. Am Grat entschieden wir, nicht weiter zum Gipfel zu gehen, um mehr Zeit für den Rückweg durch die Steilflanke und die Abstiegsvariante Sexegertenferner zu haben. Für den Abstieg durch die Flanke bauten wir einen T-Anker im Firn und die Gruppe konnte an einem Fixseil gesichert absteigen. Der Weiterweg entpuppte sich als unkompliziert aber dann doch lang. Nach 10 Stunden war die Sonnenterasse der Hütte erreicht.

Am nächsten Tag starteten wir um 5 Uhr morgens Richtung Petersenspitze (3472 m). Der Firn war gefroren, im flachen Gelände angenehm, im steilen war saubere Steigeisentechnik gefordert. Über eine steile Rinne erreichten wir eine Gletscherrampe. Der Gletscherrückgang führt dazu, dass der Zugang zum flacheren Teil der Rampe sehr steil geworden ist, so berichtete ein Bergführer auf der Hütte. Konzentration war im steilen gefrorenen Firn gefordert. Auf der flacheren Gletscherrampe bauten wir auf Gletscherseilschaft um und stiegen weiter Richtung Petersenspitze auf. Die Nordwand – unser Ziel - war teilweise verschneit, am Grat waren größere Wächten vorhanden und in einem Bereich war eine Gleitschneelawine auf dem Eis der Wand abgegangen. In dieser Sommersaison gab es wohl noch keine Begehung. Die Entscheidung war klar: Wir gehen zurück. In dem steilen Gelände war im Abstieg solide Steigeisentechnik gefordert, teilweise stiegen wir in Frontalzackentechnik mit zwei Eisgeräten ab. Alle waren sicher und konzentriert unterwegs. Im flacheren Gelände angekommen waren wir dennoch dankbar für diese eindrückliche Tour. Ohne das Training der Vortage wäre das nicht möglich gewesen.

Es waren drei intensive Tage, wir hatten Spaß, haben viele gelernt und weitere Sicherheit gewonnen. Eine gute Basis für neue eindrückliche Hochtouren.

Text: Michael J. | Bilder: Tanja, Felix, Michael R. und Michael J.